I

Wish You

Were

Here

JRobin nennt sich der Autor. In seinem Schweizer Pass steht ein anderer Name, aber das spielt keine Rolle.

Für diejenigen, die trotzem gerne sachliche Infos wünschen: Schweizer, Jahrgang 1968, im Berner Oberland geboren, im Aargau zur Schule gegangen, Bürolehre, einige Jahre Sozialpraktika in Kinderheimen, danach Bürojobs. Mehr zu mir auf JRobin.ch

Weil mir das Reden in der Schule schwerfiel, habe ich stattdessen angefangen zu schreiben. Die Schulaufsätze waren immer um ein Mehrfaches länger  als sie üblicherweise sei sollten. Später habe ich Hörspiele gemacht und ein vertontes Gedicht anlässlich eines Schulprojektes wurde sogar im Schweizer Radio gesendet. Ich schrieb Zeitungsberichte von Schullagern und Dorffesten, schrieb meine eigene Version des Kleinen Prinzen und sogar die Analyse dazu, was dies mit mir selbst zu tun hatte. Ich beobachtete Menschen in Zügen und schriebe eine erfundene Geschichte über sie. Ich bastelte aus meinen Träumen eine Geschichte, und in den letzten zwei Schuljahren wurde jeder Schulaufsatz zur Fortsetzung des vorherigen. Mein Deutschlehrer fand das originell, aber ich hätte das vorgegebene Thema nicht so ganz getroffen. Die Eltern fanden es weniger originell, wie überhaupt alles, was ich machte. Sie meinten: "Hör auf mit den Fantastereien, werd endlich erwachsen und mach was Vernünftiges". Vernünftig wurde ich nicht, und erwachsen ... na ja, das kommt ganz auf den Blickwinkel an. Peter Maffays "Tabaluga" und der Song der alten Nessaja wurde lange Zeit mein Leitbild: «Ich wollte nie erwachsen sein, hab immer mich zur Wehr gesetzt. Von aussen wurd ich hart wie Stein, und doch hat man mich oft verletzt. Irgendwo tief in mir bin ich ein Kind geblieben. Doch dann, wenn ich's nicht mehr spüren kann, weiss ich es ist für mich zu spät.»
Als der Freund des Jungen in meinen Fortsetzungs-Schulaufsatz starb, hörte ich mit dem Schreiben auf.

«Eines Tages stand ein Junge vor meiner (Herzens)Tür, bat um Einlass und sagte, er hätte da eine Geschichte zu erzählen und brauche eine Hand, die sie aufschreiben würde. Er hätte schon mal angefangen. Damit legte er mir hundert handgeschriebene Seiten vor die Füsse und schaute mich mit seinen leuchtend blauen Augen bittend an.

 

Mist! Ich kannte diese Seiten. Ich selbst hatte sie geschrieben, vor vielen Jahren, ich war damals kaum älter als dieser Junge gewesen. Wie waren diese Seiten in seine Hände gelangt?

 

Der Junge sagte ganz leise und mit Tränen in den Augen: «Mein Freund ist zurück, er ist nicht tot, er ist wieder da.»
Und wärend er das sagte, erschien auf dem Display meines Tablets Billy Raffoul und er sang «I wish you were here».

«Erinnerst du dich?», fragte der Junge. «Mein Freund Joey hatte doch auch so lange, schwarze Haare, wie dieser Billy. Und ich hab mir immer so sehr gewünscht, dass er wieder hier wäre, so wie der hier es singt.»

Natürlich erinnerte ich mich.

Der Junge kletterte auf meinen Schoss: «Schreibst du nun für mich?"

Ich nickte. Wie hätte ich ablehnen können?

 

Der Junge begann zu erzählen und ich begann zu schreiben. Und so entstand diese Geschichte, die nicht meine eigene Geschichte ist. Sie erzählt von dem Jungen Robin. Und er hat darauf bestanden, dass sein Name auf dem Umschlag steht.